Ein Abend zwischen Autoren-Lesung, Kino und Konzert mit Texten von Franz Dobler,
Projektionen von Pencil Quincy und Musik von Digger Barnes .
Diamond Motel (80 min)
Regie: Barnes & Quincy
mit Franz Dobler (Stories), Pencil Quincy (Visuals), Digger Barnes (Musik)
Sound- und Lichtdesign: Hanns Clasen
Eine Barnes & Quincy Produktion 2014
Koproduziert von Schwankhalle Bremen
Ein Schriftsteller sitzt in der Provinz fest. Er hat sich in einem Motel eingemietet und wartet ab. Liest, schreibt und sieht aus dem Fenster. Auf schlaflose Nächte folgen verkaterte Tage. Gäste scheint es ansonsten keine zu geben. Der Rezeptionist vertreibt sich die Zeit auf der Gitarre, die Neonreklame blinkt vor sich hin, es regnet und am Horizont braut sich etwas zusammen...
„Ich rauchte und hielt
den Kopf aus dem Fenster und ließ
den Arm raushängen
mit der glühenden Zigarette
und passte auf, dass mich
niemand dabei beobachtete
und versuchte den Rauch
der ins Zimmer wehte
nach draußen zu pusten,
denn es kostete 300 Dollar
wenn der Rauchmelder losging
und wenn ich ausgeraucht hatte,
warf ich die Kippe nicht in den Innenhof,
sondern rannte zum Wasserhahn
und löschte sie und wickelte sie
in eine dicke Schicht Klopapier
und spülte sie im Klo runter.
Auch eine Zigarette zu rauchen
kann eine zähe Sache sein.“
Franz Dobler „Block des Grauens”
Foto: Claudia Hoppens
"Diamond Motel" handelt von Flucht und Neuanfang, vom Reisen und dem Leben dazwischen und verpackt Gesellschaftskritik so subversiv wie smart, indem danach gefragt wird, ob denn nun das Spiel
oder der Spieler Schuld an der Misere ist.
Gestrandet im Nirgendwo und geplagt von Einsamkeit hat sich der Protagonist als temporäre Residenz einen mythisch aufgeladenen Unort auserkoren, für den sich niemand aus freien Stücken, sondern
vielmehr seiner funktionalen Eigenschaften wegen entscheidet: das Motel; Wortschöpfung aus Motor und Hotel; puristischer Zufluchtsort für all jene ewig Rastlosen, die für eine Nacht Unterschlupf
suchen.
Doch bei näherer Betrachtung offenbart sich die Dialektik des Motels. So steht es nicht nur für all das Abseitige und Verbotene, sondern auch für eine Zäsur im Leben des modernen Nomaden, geprägt
von Anonymität, Gleichgültigkeit und Vereinsamung, inmitten einer permanent mobilen Gesellschaft.
Bezugnehmend auf den raumsoziologischen Essay des französischen Philosophen Bruce Bégout beschwört Diamond Motel ein Setting herauf, das die suburbane Idylle in der Peripherie der
US-amerikanischen Kleinstadt genauso nivelliert wie ad absurdum führt. Denn Horror und Wahnsinn stecken wie so oft im Detail und im Trivialen.
Text: Hannes Stutz
"Eine Bühnenshow der besonderen Art irgendwo zwischen Charles Bukowski und Edward Hopper" (Arte TV)
"Dobler ist im "Diamond Motel" mindestens Idealbesetzung." (taz)
"Düstere Einsamkeit, kalter Zigarettenrauch, blinkende Leuchtreklame - in "Diamond Motel" erzählt der Autor Franz Dobler die Geschichte eines in der Einöde gestrandeten Schriftstellers, illustriert von Pencil Quincys Projektionen und untermalt durch die melancholischen Roadmovie-Klänge von Digger Barnes." (MDR artour)